Gut zu wissen

Was Sie über Schmierstoffe und Werkstattchemie wissen müssen!

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Aufgaben des Motoröls
Die Hauptaufgabe besteht darin, den Motor zu schmieren, um die mechanische Reibung an den beweglichen Teilen zu verringern. Ansonsten würde sich in kürzester Zeit Metall auf Metall festfressen. Motoröle müssen die Schmierung unter allen im Motor auftretenden Betriebsbedingungen gewährleisten:

Bei Kälte sollten sie möglichst dünnflüssig sein (damit der Anlasser den Motor leichter starten kann und das Öl möglichst schnell alle Schmierstellen erreicht). Gleichzeitig darf der Schmierfilm auch unter Volllast nicht abreißen und muss hohen Temperaturen standhalten. Eine weitere wichtige Aufgabe des Motoröls ist die Kühlung von hitzebeanspruchten Teilen, die das Kühlmittel nicht erreichen kann (z. B. Kolben). Das Motoröl wird aber auch zur Feinabdichtung zwischen Kolben, Kolbenringen und Zylinderlaufflächen eingesetzt. Weitere Aufgaben sind der Schutz vor Korrosion, die Reinigung des Motors (Verbrennungsrückstände und metallischer Abrieb werden aufgenommen und in Schwebe gehalten) - sowie die Kraftübertragung (z. B. in Hydrostößeln).
Spezielle Motorenöle für Dieselfahrzeuge mit Partikelfilter
Der Partikelfilter kann nur Ruß beseitigen, nicht aber die Verbrennungsrückstände aus dem Motor, die in den Filter gelangen. Diese verstopfen ihn früher oder später. Es gibt zwei mögliche Lösungen: Entweder wird der Filter so groß dimensioniert, dass er die Ölasche über eine bestimmte Laufleistung aufnehmen kann, oder es wird ein Motoröl verwendet, das möglichst aschefrei verbrennt. Als Messwert hierfür wird die Sulfatasche verwendet. Eine Ölrezeptur mit reduziertem Aschegehalt zeichnet sich durch spezielle Additive aus, die weniger Schwefel und Phosphor enthalten. Diese Öle werden als Low-SAPS- oder Low-Ash-Motorenöle bezeichnet. Die Anforderungen an diese Motorenöle sind in den ACEA-Spezifikationen C1 bis C4 (C = Pkw-Dieselmotoren mit Partikelfilter; siehe ADAC Fachinformation Motoröl') festgelegt. Einige Hersteller haben ihre Spezifikationen diesbezüglich erweitert, z. B. BMW Longlife-04, MB 229.31 und MB 229.51, VW 507.00.
MINERALÖL ODER SYNTHETISCHES ÖL?
Die Beschaffenheit und Leistung moderner Motorenöle basiert auf verschiedenen Grundölen oder Mischungen. Zusätzlich werden Additive eingesetzt, die die Eigenschaften der Schmierstoffe durch chemische und/oder physikalische Wirkung verbessern. Nur eine ausgewogene Formulierung von Grundöl- und Additivkomponenten ergibt ein Hochleistungsmotorenöl. Als Faustformel gilt: Je höher der Anteil an Additiven im Motoröl, desto höher die Qualität - und auch der Preis. Mineralöle sind die am längsten bekannten und verwendeten Grundöle. Sie bestehen aus Kohlenwasserstoffverbindungen unterschiedlicher Form, Struktur und Größe. Mineralöle sind von Natur aus Einbereichsöle und können durch Destillation und Raffination relativ einfach und kostengünstig aus Rohöl hergestellt werden. Wie Mineralöle werden auch synthetische Öle aus Rohöl hergestellt, nur der Herstellungsprozess (Synthese) ist aufwendiger und teurer. Während Mineralöle aus vielen verschiedenen Kohlenwasserstoffmolekülen bestehen, sind vollsynthetische Öle weitgehend aus einheitlichen, geradlinigen Molekülen aufgebaut, die im Rohöl nicht vorkommen. Synthetische Öle haben bereits eine Mehrbereichscharakteristik, weshalb Viskositätsindexverbesserer wesentlich wirtschaftlicher eingesetzt werden können. Aufgrund ihrer einheitlichen Struktur sprechen sie besser auf die Wirkung von Additiven an, so dass spezielle Leistungsmerkmale leichter erreicht werden können. Vollsynthetische Öle haben einige wesentliche Vorteile gegenüber Mineralölen:

• besserer Kaltstart bei niedrigen Temperaturen
• weniger Verschleiß durch schnellere Versorgung der Schmierstellen
• Schmierfilm reißt auch bei höherer Belastung und hohen Temperaturen nicht ab.
KRAFTSTOFF SPAREN MIT LEICHTLAUFÖLEN
Motorenöle, die die mechanischen Reibungsverluste im Vergleich zu normalen Mehrbereichsölen reduzieren, werden als Leichtlauföle bezeichnet. Dabei handelt es sich um synthetische und Hydrocrack-Öle mit einem hohen Viskositätsindex und geringem Verdampfungsverlust. Leichtlauföle gibt es meist in den SAE-Bereichen 0W-30, 0W-40, 5W-30 und 5W-40. Ihr Kraftstoffeinsparungspotenzial hängt von folgenden Faktoren ab:

• Öleigenschaften (Viskosität, reibungsmindernde Additive)
• Fahrbedingungen (Kurzstrecken-, Langstrecken-, Teil-, Volllastbetrieb)
• Motortyp und -bauart (Benzin-, Dieselmotor)
• klimatische Bedingungen (Motortemperatur).

Folgende Einsparungen sind nach Untersuchungen des ADAC möglich:
• 4 bis 6 Prozent
• Gemischt Stadt/Überland: 2 bis 4 Prozent
• Autobahn: bis zu 2 Prozent

Ob sich der Einsatz eines kraftstoffsparenden Motorenöls im Vergleich zu einem herkömmlichen Produkt lohnt, muss im Einzelfall geprüft werden.
WAS VERSTEHT MAN UNTER LONGLIFE-ÖL UND LONGLIFE-SERVICE?
Longlife-Öle gehören ebenfalls in die Kategorie der Leichtlaufschmierstoffe, meist im SAE-Bereich 0W-30 oder SAE 0W-40, und sind in Fahrzeugen mit Longlife-Service vorgeschrieben. Ein Steuergerät errechnet aus den Daten verschiedener Sensoren (für Ölstand, Bremsenverschleiß, Geschwindigkeit, Verbrauch, Drehzahl) die Motorauslastung und damit den nächsten Inspektionstermin. So ermöglicht z.B. VW Wartungsintervalle von bis zu 30.000 km bei Benzinmotoren und bis zu 50.000 km bei Dieselmotoren. Diese maximalen Laufleistungen reduzieren sich, wenn das Fahrzeug stärker beansprucht wird, z.B. im Stadtverkehr und auf Kurzstrecken. Eine Anzeige im Kombiinstrument weist in Abhängigkeit von der Zeit oder der gefahrenen Strecke auf den nächsten Ölwechsel und Wartungsdienst hin. Beim Longlife-Konzept darf - auch beim Nachfüllen - nur die vom Fahrzeughersteller für den jeweiligen Motor freigegebene Longlife-Ölqualität verwendet werden. Die Verwendung anderer, nicht freigegebener Öle führt zu erhöhtem Verschleiß und kann unter Umständen zu einem Motorschaden führen. Wenn kein Longlife-Öl verwendet wird, muss das Steuergerät auf feste Inspektionsintervalle umprogrammiert werden.
Longlife-Öle sind nicht überall erhältlich. Es wird daher empfohlen, einen Liter der gewünschten Qualität zum Nachfüllen im Fahrzeug mitzuführen.
WELCHES MOTORÖL SOLL ICH VERWENDEN?
Verschiedene Motorkonzepte stellen grundsätzlich unterschiedliche Anforderungen an das Motoröl. Die richtige Ölqualität für den jeweiligen Motor und seine Wechselintervalle werden daher vom Fahrzeughersteller in zahlreichen Testläufen unter Berücksichtigung des Ölfiltersystems, der Metallurgie und der Konstruktion der Motorkomponenten ermittelt. Bei der Auswahl des Motoröls sollte man sich daher immer an den Herstellerangaben und erst dann am Preis orientieren. Für die erforderliche Ölqualität legen die Fahrzeughersteller die zu verwendende Klassifizierung und Spezifikation fest. Neben der SAE-Viskositätsklasse sind hier vor allem die API-Klassifizierung und die ACEA-Spezifikation von Bedeutung (siehe ADAC-Merkblatt 'Fachinformation Motoröl'). Es gibt aber auch Fahrzeughersteller, die eigene Prüfnormen definieren, deren Einhaltung dann von den Öllieferanten auf den Verpackungen dokumentiert wird (z.B. VW 507.00). Um keine Garantie- oder Kulanzansprüche zu verlieren, sollte man daher bei der Auswahl des Öls darauf achten, dass die Angaben in der Betriebsanleitung oder im Service-Checkheft mit denen auf dem Ölgebinde übereinstimmen. Ölratgeber' der Mineralölhersteller, können bei der Suche nach dem 'richtigen' Öl helfen
SIND MOTORENÖLE MITEINANDER MISCHBAR?
Öle für unterschiedliche Motorkonzepte (z. B. Benzin oder Diesel) sollten aufgrund der unterschiedlichen Anforderungsprofile niemals gemischt werden. Öle aus dem Zweitaktbereich (Roller, Rasenmäher) sind für die gängigen Viertakt-Benzin- und Dieselmotoren tabu. Motorenöle für das gleiche Motorkonzept können dagegen grundsätzlich miteinander gemischt werden,
auch synthetisch mit mineralisch. Die von den Fahrzeugherstellern vorgeschriebenen Leistungsmerkmale müssen jedoch immer beachtet werden. Wird ein Motor mit einem Öl mit geringerer Leistung als vorgeschrieben befüllt, kann dies zu Schäden führen. Andererseits ist das Nachfüllen von Öl mit höherer Leistung kein Problem.
WANN UND WARUM SOLLTE DAS MOTORÖL GEWECHSELT WERDEN?
Trotz erheblicher Entwicklungssprünge unterliegen Motorenöle immer noch einem gewissen Verschleiß und müssen daher nach einer gewissen Zeit gewechselt werden. Die Gründe dafür sind die natürliche Ölalterung, der Abbau von Additiven und die Verunreinigung durch Verbrennungsrückstände (z. B. Ruß, Schwefeloxide, Wasser), Staub aus der Atmosphäre und mechanischer Abrieb. Das Nachfüllen von frischem Motoröl allein ist nicht ausreichend.
Bei Benzinmotoren mit häufigen Kaltstarts kann das Motoröl auch durch unverbrannte Benzinbestandteile verdünnt werden. Dadurch sinkt die Viskosität und die Schmierfähigkeit des Motoröls verringert sich. Ölverdickung tritt vor allem bei Dieselmotoren durch Rußaufnahme des Motoröls auf, aber auch bei Benzinmotoren unter extremer thermischer Belastung. Die Verdickung verursacht vor allem in der kalten Jahreszeit Kaltstartschwierigkeiten und kann einen zusätzlichen Ölwechsel erforderlich machen. Daher sind die von den Fahrzeugherstellern empfohlenen Ölwechselintervalle zu beachten. Sie werden in Abhängigkeit von der Konstruktion des Motors und der Qualität des vorgeschriebenen Motoröls festgelegt.
KÖNNEN DIE WECHSELINTERVALLE DURCH DIE VERWENDUNG EINES HÖHERWERTIGEN MOTORÖLS VERLÄNGERT WERDEN?
Obwohl synthetische Spitzenöle oft deutlich höhere Leistungsreserven haben, darf das Wechselintervall gegenüber der vorgeschriebenen Ölqualität nicht verlängert werden, da die konstruktiven Voraussetzungen fehlen. Dazu gehören die Auslegung des Ölfilters, der an die längere Verweilzeit angepasst sein muss, sowie die Metallurgie und Konstruktion der Motorkomponenten. Die vom Hersteller angegebenen Ölwechselintervalle sollten daher eingehalten werden. Informationen zu Langzeitölfiltern finden Sie im ADAC-Merkblatt 'Nie wieder Ölwechsel - sind Nebenstromölfilter sinnvoll?
WIE LANGE IST MOTORÖL LAGERFÄHIG?
Motoröle können in ordnungsgemäß verschlossenen Originalgebinden relativ lange gelagert werden. Die Hersteller empfehlen, einen Zeitraum von drei bis maximal fünf Jahren nicht zu überschreiten. Bei längerer Lagerung können sich Bestandteile der im Öl gelösten chemischen Additive absetzen. Von weitaus größerer Bedeutung ist jedoch die Tatsache, dass der technische Fortschritt in der Motorenentwicklung zwangsläufig Motorenöle mit immer höherer Leistung erfordert. Ältere, gelagerte Motorenöle können diese Leistungsanforderungen nicht erfüllen. Es kann zu Motorschäden kommen, weil das Öl nicht mehr den aktuellen Standards entspricht. Dies gilt sowohl für synthetische als auch für mineralische Motorenöle. In geöffneten Gebinden sollte die Lagerzeit für Motorenöl ein halbes Jahr nicht überschreiten. Jeder Behälter 'atmet' durch wechselnde Umgebungstemperaturen, d. h. er saugt Außenluft mit entsprechender Luftfeuchtigkeit an. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit des Motoröls durch chemisch-physikalische Reaktionen mit den Additiven reduziert.